Fr 20. Sep 2013, 22:05
Hallo Crysme,
als Angehörige kann ich sagen, dass ich mir manchmal wünschen würde, unsere Tochter in einer schwierigen Situation einfach in den Arm nehmen zu können ... aber irgendwie war es in dem Fall sie, die sich das nicht so gewünscht hat. Vielleicht ist das auch schwer zwischen Eltern und Kindern. Eltern wünschen für ihre Kinder "das Beste", was immer das ist ... und SvV ist natürlich nicht "das Beste", das man jemandem wünscht, den man liebt, und die Narben bleiben eben wirklich ein Leben lang. (Ich finde es übrigens toll und mutig von dir, dass du zu ihnen stehen willst.)
Wenn deine Mutter dafür ist, dass du eine Psychologin aufsuchst, will sie dir vielleicht gar keinen Druck machen, sondern weiß einfach, dass sie dir nicht genug helfen kann, aber dass du Hilfe brauchst? Und weil sie dich lieb hat und sich wahrscheinlich sehr hilflos und vielleicht auch schuldig fühlt, möchte sie irgendwas tun können, das die Sache für dich ändert. (Das Vertrackte ist, dass sie nichts tun kann, weil das nur du kannst.)
Wenn du eigentlich auch aufhören willst, warum versuchst du nicht wirklich mal, dir eine von deinem Alltagsleben unabhängige Person wie eine Psychologin zu suchen?
Nachdenklich macht mich folgender Satz bei dir:
auf jeden fall fehlt mir hier jemand, zu dem ich weinend gehen kann und sagen dass ichs schon wieder gemacht hab ud der mich dann in den arm nimmt und tröstet. so als wäre etwas passiert, wo ich nichts dafür kann, und nicht dass ich mich dafür so schulig fühlen muss, dass ich die kommende woche wie auf kohlen sitzend alles verbergen muss...
Ich weiß gar nicht, ob die anderen dir wirklich Vorwürfe machen wollen für das, was du tust. Wenn sie sich ein wenig mit der Thematik beschäftigt haben, werden sie wissen, dass es nicht so leicht ist, aufzuhören, weil es eben eine Sucht ist und Ausdruck eines tiefer sitzenden Problems; ein Versuch von dir, mit Verletzungen und Druck umzugehen, und eine Verhaltensweise, die sich verfestigt, je öfter sie "funktioniert" hat. Was Angehörige oder Freunde wirklich umtreibt, ist das Gefühl der Hilflosigkeit und Sorge, und daraus folgen dann Sätze oder Handlungen, die beim Betroffenen zu noch mehr Druck führen können. Vielleicht kann sich die Situation zwischen euch lösen, wenn du ehrlich sagen kannst, dass du es ja auch nicht willst, aber dass du es momentan schlecht steuern kannst, und dass du für dich auf der Suche nach Hilfe bist? Und dass es dir momentan mehr helfen würde, wenn dich jemand in den Arm nimmt, als wenn du zu hören bekommst, dass du aufhören sollst mit SvV, weil es nicht gut ist (denn das weißt du selbst)?
Du musst dich nicht schuldig fühlen - aber dennoch bist du verantwortlich für dich und deine Handlungen, und du kannst etwas ändern, indem du einen kleinen Schritt nach dem anderen machst und dich auf die Suche danach begibst, was du willst, was dir gut tut, was du brauchst ... Vielleicht wäre ein erster Schritt, dich hier noch mehr auszutauschen mit anderen, die wissen, wie es dir geht? Wenn du dich anmelden magst, würde ich mich freuen, mehr von dir zu erfahren, z.B., wie alt du bist, was deine Hobbies sind usw., denn du bist ja viel mehr als nur dein SvV.
Liebe Grüße,
Nachteule