Spezieller Bereich zu Therapie und Behandlung sowie zu Lösungsstrategien im Umgang mit SVV im Alltag.
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Moderator: OmaNik
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Schreiben

Sa 1. Mär 2014, 16:17

Wie ich schon an anderer Stelle (Mutmachbüchlein) beschrieben habe, führe ich in der Klinik so eine Art Tagebuch. Die Pflegekräfte wollten, dass ich versuche mich schreibend auszudrücken - weil mir das Reden oft so schwer fällt.
Gerade am Anfang konnte ich überhaupt nicht reden und kein Mensch hatte eine Ahnung was in mir abgeht.

Schreiben fällt mir sehr leicht. Meine Gefühle benennen - im Gespräch - ist oft schwer oder nicht möglich. Aber schreibend fällt es mir ganz leicht. Das verwundert mich oft. WArum ist das so?
Warum kann ich einfach niederschreiben was mich beschäftigt wenn mir der Mund sonst wie zugeklebt ist?

Schreiben ist für mich irgendwie Segen wie Fluch. Das Tagebuch hat mir schon so viel gebracht. Ich schreibe mir alles von der Seele und gebe es (natürlich nur wenn ich es will) bei der Pflege ab. Die lesen das dann und wissen danach etwas genauer Bescheid was in mir abgeht.

Andererseits ist schreiben für mich kontraproduktiv. Gerade wenn Ängste oder Frust raus muss. Habe ich alles aufgeschrieben und lese ich es dann - ist es für mich ganz nahe, ganz greifbar.
Gestern - als ich mal wieder geschrieben habe - kam danach SVV vor. :nixweiss:

Kennt ihr diese zwei Seiten des Schreibens?

Sa 1. Mär 2014, 16:17

Re: Schreiben

Di 4. Mär 2014, 21:43

Hallo Felltigernase,

zwei Seiten - hm, das kenne ich annähernd auch.

Schreiben ist für mich immer eine gute Wahl (tja, das ist offensichtlich). Es bringt mich zu langsamerem und bedächtigerem Denken, als Sprechen. Und es ist zunächst ja frei von Reaktionen. Tagebuch ist noch eine andere Sache. Ich hab jahrelang Tagebücher geschrieben und wenn du jetzt erzählst, dass dich das runterzieht - ja. Es besteht durchaus die Gefahr, in eine Abwärts-Spirale zu geraten. Je dramatischer die Wortwahl, je geheimer das Geheimnis, je einsamer die nächtlichen Schreibstunden desto mehr kann sich mit dem Schreiben auch das Problem aufblasen.

Spontan hab ich die Idee, dass du dein Schreiben vielleicht erst mal konkret auf ein Gegenüber richtest. Das muß ja nicht eine bestimmte Person sein, aber du schreibst dann mit der Absicht und dem Wissen, dass du gelesen wirst. Wie hier auch. Ich denke, das mindert die Gefahr, dass du dich schreibenderweise in Leid und ungute Gefühle so vertiefst, dass es dir mehr schadet als nützt. Zusätzlich kannst du dir vornehmen, jeden Eintrag, jeden Brief mit einem guten Wort für dich selbst zu beenden. Das ist keine Schummelei, es erinnert nur daran, dass es die guten Dinge ja tatsächlich gibt.

Und mit dem Aussprechen - das ist Übungssache. Wenn du Gefühle schriftlich ausdrücken kannst, dann nimmst du sie ja wahr und ordnest sie. Was du denkst und fühlst, kannst du auch schreiben. Was du schreibst, kannst du auch aussprechen. Was du aussprechen kannst, darf auch gehört werden. Es hat, glaub ich, viel mit Selbstwert zu tun und eben dem Vertrauen, dass das, was du zu sagen hast, uns wichtig ist.

Hier kannst du das üben - ich wüßte keinen besseren Platz.

sehr liebe Grüße
Africa
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