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Selbsthilfeforum für Angehörige SVV-betroffener Menschen
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 Betreff des Beitrags: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Fr 1. Nov 2013, 19:55 
Hallo, ich bin zum ersten Mal hier, weil ich nicht mehr weiter weiß. Meine Nichte ist betroffen. Sie ist 15 und ich liebe sie sehr. Ich möchte ihr so gerne helfen und weiß nicht wie. Im Beratungsgespräch sagte man uns, keinen Druck machen, Hilfe anbieten, wachsam sein und abwarten. Dieses Zusehen macht mich fertig. Kann man denn nichts tun? Erwartet das Kind nicht unsere Hilfe und wenn ja in welcher Form? Ich kann seit Wochen nicht mehr schlafen und hoffe so sehr, dass mir hier ein paar Tipps gegeben werden. Ich habe auch wahnsinnige Angst, dass sie sich was antun könnte...
Vielleicht kann ich ja mal mit jemandem schreiben, der Erfahrung hat??
Danke und liebe Grüße Herta


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Fr 1. Nov 2013, 19:55 


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Fr 1. Nov 2013, 23:16 
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Registriert: Sa 21. Jul 2012, 17:35
Beiträge: 3234
Wohnort: Berlin
Status: Angehörige/r
Liebe Herta,

ja, das Zusehen und Nicht-Helfen-Können macht einen ganz schön kaputt ... und doch kannst du wirklich nicht viel mehr tun, als da zu sein, deine Bereitschaft zu signalisieren, ohne dich aufzudrängen. Hat deine Nichte denn schon irgendeine weitergehende Beratung oder Therapie? Wie ist ihr Verhältnis zu ihren Eltern? Hat sie Freundinnen, die für sie da sind?

Vielleicht magst du dich anmelden im Forum? Da kannst du von anderen lesen, die selbst betroffen sind oder sich um einen lieben Menschen sorgen, und dich mit ihnen austauschen - das hilft schon ein wenig, mit den eigenen Ängsten umzugehen, und auch für den Umgang miteinander.

Liebe Grüße,

Nachteule

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(Clarissa Pinkola Estés)


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Sa 2. Nov 2013, 10:41 
Liebe Nachteule,
danke für Deine Antwort. Meine Nichte ist nicht in Therapie, da sie es nicht möchte (noch nicht). Das Verhältnis daheim war für Außenstehende
eigentlich ganz gut und am Anfang dachten alle, dass das Zurückziehen und "Zicken" auf die Pubertät zurückzuführen ist. Von einer Mitschülerin habe ich gehört, dass sie sich wohl "nicht dazugehörig" fühlt. Auch in der Schule ist es nicht so einfach (Leistungen sind ok), aber da sie in vielen Bereichen andere Meinungen und Einstellungen hat, wird sie von vielen abgelehnt. Eine ihrer Mitschülerinnen weiß Bescheid und setzt sie massiv unter Druck. Sie wird sowohl von ihr in der Schule als auch zu Hause per sms fertiggemacht. Worte wie Freak und Psycho scheinen normal zu sein und das verletzt natürlich sehr. Vorsichtig angesprochen sagt sie aber, dass alles in Ordnung sei. Ich bin mir sehr unsicher, ob man mit der Schule sprechen soll, denn noch mehr Druck ist sicher nicht gut. Sie hat wohl auch massive Angst in eine Klinik eingewiesen zu werden...

Diese Unsicherheit ist einfach zermürbend, denn man möchte ja auch die Situation nicht noch verschlechtern. Es ist schwer zu verstehen, denn sie ist meist sehr fröhlich, geht ihren Hobbys nach, ist hilfsbereit wie immer und es ist ihr nichts anzumerken.

Nochmal vielen Dank und liebe Grüße
Herta


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Sa 2. Nov 2013, 13:16 
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Registriert: Do 8. Sep 2011, 16:55
Beiträge: 6492
Wohnort: Land zwischen den Meeren
Status: Betroffene/r
Hallo!

Herzlich Willkommen, auch wenn Dein hiersein keinen schönen Grund hat.

Druck von der Schule und Klassenkameraden sind sicherlich das schlechteste, was sein kann. Aber ich würde mit der Schule nur reden, wenn sie es selber würde. Alles andere würde das zarte Band der Vertrautheit sofort zerstören.

Du könntest ihr aber die Angst vor einer Zwangseinweisung nehmen. Wenn ein Klinikaufenthalt tatsächlich nötig sein sollte, dann geschieht das selten von heute auf morgen und meist freiwillig. Eine Zwangseinweisung passiert nur, wenn man akut selbst- oder fremdgefährdet ist, d.h. droht Amok zu laufen oder sich selber zu | editiert |. Dazu braucht es aber einen Arzt und einen Richter, der auch mit ihr dann sprechen wird.

Klinik ist auch nicht immer sofort nötig. Meist reicht schon therapeutische Hilfe, jemand außenstehenden, dem sie sich anvertrauen kann. Hast Du ihr mal den Vorschlag gemacht, so einer Beratungsstelle zu gehen? Das hat nicht gleich den Stempelaufdruck "Therapie" - vor dem sie sicherlich auch Angst hat.

Vielleicht ist auch ein Schulwechsel eine Idee?

LG
vinter

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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Sa 2. Nov 2013, 20:57 
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Registriert: Mo 18. Feb 2013, 17:40
Beiträge: 1829
Status: Angehörige/r
Liebe Herta,
meine Tochter ist auch 15 und vor etwa einem 3/4 Jahr habe ich das SvV entdeckt und sie drauf angesprochen. Da hat sie noch alles verleugnet. Im Februar hat sie sich dann offenbart und ist dann auch in eine Beratungsstelle. Dort ist sie im Endeffekt, glaub ich, nur 2 Mal gewesen. Kann aber auch sein, dass sie viel öfter diese Möglichkeit in Anspruch genommen hat und ich das eben nur nicht so wissen sollte. In jedem Fall geht es ihr eine ganze Menge besser, das SvV ist seit einigen Monaten ruhig.
Sie hat im Sommer die Schule gewechselt, was aber der Wechsel zur Oberstufe mit sich brachte und ihr Profilwunsch. Aber ich denk auch, dass sie sich in ihrer Klasse nicht so recht wohlgefühlt hat. Sie hat nie wirklich drüber gesprochen und auch nie von sich gegeben, dass es ihr nicht gut ginge. Im Grunde hat sie zumeist einen "normalen" Eindruck gemacht, ist ebenso wie Deine Nichte ihren Hobbies nachgegangen und hat sich mit Freundinnen getroffen ... ich denk aber auch, dass sie halt auch nicht wollte, dass man ihr irgendetwas anmerkt. Unauffällig sein, das war wohl eher der Wunsch.
Die Option einer Beratungsstelle find ich eine wunderbare, weil die für den Suchenden erst einmal völlig unverbindlich ist. Möglicherweise mag sich weiteres entwickeln oder es mag Hinweise geben. In Jedem Fall weiß der / die Suchende, an wen er / sie sich im Falle eines Falles wenden kann.
Hat denn Deine Nichte von sich aus vom SvV erzählt?
Redet sie mit Dir darüber?
Kannst Du sie danach fragen?
Liebe Grüße von abalone

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Alles hat seine Zeit


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Di 5. Nov 2013, 08:31 
Hallo zusammen,
danke für Eure Antworten, ich fühle mich jetzt nicht mehr so allein mit meinem Problem.
Meine Nichte hat nichts von sich aus erzählt, sondern ihre Mutter hat es entdeckt. Sie ist auch nicht ansprechbar und zieht sich schnell zurück, wenn sie das Gefühl hat, es könnte Thema werden. Auch der Vorschlag mal eine Beratungsstelle zu besuchen wird zur Zeit noch abgelehnt. Schulwechsel haben wir vorgeschlagen, sie sagt, sie denkt drüber nach, aber bis auf ein paar Leute fühlt sie sich auf dieser Schule wohl.
Ich habe jetzt über eine Freundin erfahren, dass sie wohl Kontakt (online) zu mehreren "Betroffenen" hat und sich dort auch austauscht, wohl so ne Art Selbsthilfe. Ist ja sicher nicht schlecht, denn in der Familie lässt sie keinen an sich ran. Ich merke halt immer wieder an Äußerungen und "Zwischentönen" dass sie sehr traurig ist und das belastet mich sehr.
Eure Ratschläge tun mir sehr gut...

Vielen Dank

herta


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Di 5. Nov 2013, 12:42 
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Registriert: Di 8. Mär 2011, 23:25
Beiträge: 2549
Wohnort: Münsterland
Status: Angehörige/r
Hallo herta,
herta65 hat geschrieben:
Ich habe jetzt über eine Freundin erfahren, dass sie wohl Kontakt (online) zu mehreren "Betroffenen" hat und sich dort auch austauscht, wohl so ne Art Selbsthilfe.
gerade dieser Punkt ist sehr vielschichtig. Wenn man sensibel und "seelisch angeschlagen" ist, sucht man teilweise aktiv nach Kontakten oder Beiträgen, die einen weiter runter ziehen. Das gilt für Betroffene, aber das kenne ich auch von mir als Angehörige. Von daher kann der online-Kontakt zu anderen hilfreich sein, er kann aber auch genau das Gegenteil bewirken. Aber es wird einem kaum gelingen, das herauszufinden.

Liebe Grüße von Line


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Mi 6. Nov 2013, 16:07 
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Registriert: Mo 18. Feb 2013, 17:40
Beiträge: 1829
Status: Angehörige/r
Hallo Herta,
direktes Ansprechen ist halt nicht immer gewünscht ... als ich meine Tochter drauf ansprach, als mir das vor etwa einem Jahr auffiel, da stritt sie alles ab, hatte die wunderbarsten Ausreden parat und ließ mich nicht weiter. Punktum.
Sie hat das Thema selbst ein paar Monat später von sich aus offenbart und von da an ist es eben erst möglich drüber zu reden ... auch von meiner Seite aus Fragen zu stellen. Das Tabu ist vorbei.
Was mir eben einfiel hinsichtlich Hilfe, die Ihr ihr gern anbieten möchtet - vielleicht ist es denkbar, mal einen Flyer von einer Beratungsstelle oder dem Mädchenhaus oder so "rumliegen" zu lassen. Den muss sie ja nicht gleich mitnehmen oder was dazu sagen und es muss auch keiner danach fragen - in einem unbeobachteten Moment kann sie u.U. mal einen Blick reinwerfen. Und wenn nicht ... naja, drauf stoßen kann man nicht.
Gut wenn sie spürt, dass Ihr hinter ihr steht und sie liebt.
Liebe Grüße von abalone

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Zuletzt geändert von abalone am Do 7. Nov 2013, 16:35, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Do 7. Nov 2013, 08:33 
Hallo zusammen,

herzlichen Dank für die Tipps. Ich habe mich auch angemeldet und so eine Menge gelesen. Ich fühle mich jetzt ein bisschen wohler, soweit das möglich ist und werde versuchen, die Ratschläge auch umzusetzen. Es werden sicher immer wieder neue Fragen auftauchen und ich bin froh, dass ich mich dann an Euch wenden kann. Im Moment habe ich den Eindruck, dass sie sich hier bei mir etwas wohler fühlt als zuhause und ich werde alles tun, damit das so bleibt. Ich weiß, ich brauche viel Geduld, aber mit Euch werden wir es schaffen.

Ganz liebe Grüße

Herta


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 Betreff des Beitrags: Re: so viele Fragen
BeitragVerfasst: Do 7. Nov 2013, 20:59 
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Registriert: Sa 21. Jul 2012, 17:35
Beiträge: 3234
Wohnort: Berlin
Status: Angehörige/r
Liebe Herta,

schön, wie du das alles angehst! Ich wünsche dir viel Kraft, Geduld, Liebe und gute Ideen, um deiner Nichte beizustehen und sie vielleicht auf lange Sicht doch auch neugierig auf Beratung und/oder Therapie zu machen ... Es ist auf jeden Fall schon mal gut, wenn sie eine erwachsene Ansprechpartnerin wie dich hat, die hinter ihr steht - aber als Angehörige können wir nicht alle Hilfe leisten ...

Liebe Grüße,

Nachteule

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