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BeitragVerfasst: Sa 30. Mai 2015, 14:09 
Hallo,
nachdem ich schon seit einiger Zeit hier mitlese, wende ich mich nun doch mal an euch. Ich bin weiblich, 16 Jahre alt und verletzte mich nun seit ungefähr einem halben Jahr. Ich hasse mich dafür, dass ich das tue, weil ich eigentlich keine Probleme habe und alle Voraussetzungen für ein glückliches Leben hätte. Und doch kann ich nicht glücklich sein, weil ich einfach nie meinen Ansprüchen, die zugegebenermaßen nicht erfüllbar sind, gerecht werden kann und ich mir keine Fehler erlaube. Am meisten macht sich das für mich in der Schule bemerkbar, da Noten in meinen Gedanken meinen Wert bestimmen. Gegen diese Problematik kämpfe ich schon sehr lange, wahrscheinlich ist mir das durch das SVV wohl erst bewusst geworden.
Jedenfalls habe ich mir Hilfe bei der Schulpsychologin unserer Schule gesucht, bei der ich auch seitdem schon einige Termine hatte. Ich gehe gerne zu ihr, weil es einfach erleichternd ist mal darüber zu reden, nur leider kann sie mir in einigen Bereichen nicht helfen, sodass wir uns entschieden haben, dass ich einen Termin bei einer Erziehungsberatungsstelle vereinbare.
Nun zu meinen Fragen:
Hat jemand Tipps für mich, wie ich damit umgehen kann meine Schulpsychologin auf dem Gang etc. zu treffen? Mich triggert es nämlich immer unheimlich, wenn ich sie sehe und es besteht die Möglichkeit, dass ich sie nächstes Jahr als Lehrerin im Unterricht bekomme...
Wir haben zwar viele mögliche Skills besprochen, jedoch finde ich es richtig schwierig diese anzuwenden, weil sobald die Gedanken ersteinmal wirklich da sind, möchte ich die Sv ja gar nicht mehr vermeiden? Hat vielleicht jemand das gleiche Problem oder eine Lösung dafür? Ich zweifel deswegen nämlich mittlerweile schon daran, ob ich eigentlich wirklich aufhören möchte.
Mein größtes Problem besteht darin, dass ich am liebsten den Termin bei der Beratungsstelle wieder absagen würde, weil ich es (meistens) übertrieben finde. Bzw. eigentlich habe ich eher Angst, dass meine Beraterin es übertrieben findet, dass ich gekommen bin. Ich meine, es geht so vielen anderen wesentlich schlechter und ich nehme ihnen den Platz weg, obwohl ich an meiner Situation absolut alleine schuld bin. Ich weiss, das hört sich jetzt absolut blöd an und es ist mir echt peinlich, aber ich habe oft das Gefühl, dass ich meiner Schulpsychologin bzw. der Beraterim beweisen müsste, dass es mir wirklich schlecht geht, sodass mein SVV auch dadurch schlimmer wird (auf der anderen Seite verletzte ich mich aber nur so, dass ich kurze Hose und T-Shirt anziehen kann ohne dass es bemerkt wird). Ich habe echt Angst, dass ich vielleicht nur Aufmerksamkeit möchte oder jemand das denkt, was so ziemlich das Schlimmste für mich wäre...

Tut mir leid, dass es so lange geworden ist. Ich hoffe, dass mir vielleicht jemand ein paar Antworten geben kann :)
Vielen Dank
L.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sa 30. Mai 2015, 14:09 


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BeitragVerfasst: Sa 30. Mai 2015, 18:12 
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Registriert: So 18. Dez 2011, 15:01
Beiträge: 1134
Status: Betroffene/r
Hallo du!

Ich versuche dir mal zu antworten, obwohl ich gerade etwas neben der Spur bin.

Erstmal: Ja, die angebotene Hilfe ist gerechtfertigt, und du verdienst sich auch! Ich kenne die Gedanken, die du beschreibst, auch gut. Ich dachte auch immer, ich hätte doch gar keinen Grund dafür, dass es mir schlecht geht, und Aussagen von anderen haben das auch noch bestätigt, z.B. auf einer Klassenfahrt, wo meine Mitschüler mitbekamen, dass ich mich aus Frust betrinke, so Meldungen: "Du hast doch keinen Grund, dass es dir schlecht geht. Du hast doch gute Noten." Naja so gut fand ich die auch wieder nicht. Abgesehen davon, dass das eine ziemlich oberflächliche Sichtweise ist.

Jedenfalls finde ich gut, dass du mit der Schulpsychologin sprechen kannst. Ich verstehe, dass es schwierig ist, ihr dann ausserhalb der Gespräche in der Schule zu begegnen, gerade wenn du sie als Lehrerin bekommen solltest. Aber vielleicht kannst du es ja trotzdem so sehen, dass das sowohl für sie, als auch für dich, zwei verschiedene Dinge sind? Das irgendwie gedanklich voneinander zu trennen?

Zum Thema Skills und dem Nicht-vermeiden-wollen: das ist auch ein großes Problem von mir. Ich kenne auch glaube ich (zumindest theoretisch) die Lösung dieses Problems: es geht darum, Skills anzuwenden, Spannung abzubauen, lange bevor die Dämonen laut werden, die manchmal eben auch dieses fiese einschmeichelnde "du willst es doch auch" in deinen Kopf flüstern. Das ist wohl ein längerer Prozess, und passiert nicht von heute auf morgen. Aber es ist etwas, das man lernen kann. Ich hoffe ich liege da mit meinen subjektiv gefärbten Gedanken bei dir nicht falsch.

Das mit der Beratungsstelle und dem Gefühl, jemand anderem den Platz wegzunehmen, dem es schlechter geht, kenne ich auch sehr gut. Aber vielleicht hilft dir der Gedanke, dass die Person, die die Gespräche mit dir führt, das nicht tun würde, wenn sie es nicht für nötig hielte?

Auch das mit dem Gedanken, das SVV verschlimmert sich, weil man denkt, man hätte sonst keine Hilfe verdient, kenne ich sehr gut. Da spielen wohl die hohen Ansprüche an sich selbst mit rein. Man denkt, wenn man nicht "einfach funktioniert", hat man keinen Anspruch auf Hilfe. Ich kann nur sagen: Das stimmt nicht!.

Ich hoffe, du konntest mit meinem Geschreibsel was anfangen. Vielleicht möchtest du dich ja hier im Forum anmelden, den Austausch hier empfinde ich sehr hilfreich (und im Nichtöffentlichen Bereich finde ich das auch einfacher).

Alles gute,
TigerKatze

_________________
control the little things.
don't be afraid to shine.


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BeitragVerfasst: Sa 30. Mai 2015, 21:16 
Hallo L!
Als ich gerade den ersten Text gelesen habe dachte ich, dass es auch locker mein Text sein könnte. Ich war inzwischen schon bei einer Beratung und habe auch gesagt "aber ich will ja niemandem, dem es schlechter geht den Platz wegnehmen". Die Beraterin hat mich dann gefragt, wie es jemandem gehen könnte, dem es schlimmer geht. Meine Antwort war, dass es jemandem noch schlechter geht, der absolut keinen Sinn mehr im eigenen Leben sieht. Sie meinte dann, dass ich mir keine Sorgen machen soll und dass sie in der Beratung mit solchen Personen schon ganz anders ümgehen würden und dass mein Problem (und deins auch!) sehr wohl auch wichtig ist und auch Vorrag hat. Es gibt eben auch Problemchen, die nicht ganz so arg sind, auch wenn sie für die Person im dem Moment der Weltuntergang sind. Beispielsweise "einfacher" Liebeskummer und solche Dinge meine ich, wobei ich hier jetzt auf keinen Fall etwas klein reden möchte.
Ich hoffe man versteht, was ich sagen will :oops:
Wenn du dich ganz gut mit der Schulpsychologin versteht, dann würde ich mal versuchen mit ihr über das Problem zu reden. Ich denke, dass sie großes Verständnis haben wird, dass du sie ungern im unterricht hättest. Falls sich dies nicht vermeiden lässt hat sie vielleicht ein paar gute Tipps für dich? Sie müsste ja schon ein wenig Ahnung von so etwas haben vermute ich mal.
TigerKatze hat vollkommen Recht: Du hast einen Anspruch auf Hilfe und musst dich nicht klein machen! Wirklich nicht!
Ich schicke dir eine Umarmung!
Salene


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BeitragVerfasst: Mo 1. Jun 2015, 20:08 
Offline

Registriert: Sa 10. Sep 2011, 20:24
Beiträge: 7291
Status: Angehörige/r
Liebe L,

zunächst mal finde ich es bemerkenswert, wie du dich selber reflektierst und vor allem dass du dir Hilfe gesucht hast! Da bist du, wie ich finde, auf einem guten Weg. Du hast mit der Schulpsychologin gemeinsam herausgefunden, dass du mehr bzw. noch andere Unterstützung brauchst, als sie dir geben kann und bist den nächsten Schritt gegangen. Ich verstehe sehr gut, dass du ins Zweifeln kommst, ob du überhaupt so wichtig bist, dass jemand deinen Nöten Raum gibt. Ja, du bist so wichtig.

Es gibt keine Maßeinheit für "schlecht gehen", niemand kann das bewerten. Es geht auch nicht um Schuld. Ich bin sicher, du hast dir deine Sorgen nicht ausgesucht und bestellt, oder?

Ich möchte dir einfach Mut machen, den Termin nicht abzusagen und dich zuzutrauen.

Was den Umgang außerhalb der Beratungsstunden mit der Schulpsychologin betrifft: Du bist selbst bestimmt manchmal auch in verschiedenen Rollen. Mal Mitschülerin, mal Freundin, mal Tochter und sicher noch mehr. Bei deiner Schulpsychologin ist das nicht anders. Wenn du dir unsicher bist, dann rede mit ihr darüber, was für einen Umgang du dir wünschst und was dir konkret da Angst macht.

Vielleicht hast du Lust, dich hier anzumelden? Ich kann mir vorstellen, das der Austausch dir gut tut.

liebe Grüße
Africa


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BeitragVerfasst: Mo 1. Jun 2015, 22:13 
Hallo ihr,
erstmal Danke für die aufmunternden und durchaus hilfreichen Antworten!!
Wie ihr seht, habe ich mich mittlerweile dazu überwinden können, mich hier anzumelden :)

@polarTigerKatze: Es beruhigt wirklich unheimlich zu hören, dass man nicht alleine mit solchen Gedanken ist. Das Problem mit den Noten kenne ich nur zu gut-wenn man gute Noten hat, darf man sich nicht beschweren, vor Prüfungen keine Angst haben etc. Auch beim Thema Anwenden von Skills hast du mir wirklich Mut gemacht, dass ich da etwas ändern kann, Danke dafür!
@Salene: Ja, ich verstehe was du sagen willst und hoffe jetzt darauf, dass mir meine Beraterin eine ähnliche Antwort geben wird wie dir deine.
@Africa: Du hast natürlich vollkommen recht, dass "schlecht gehen" ein rein subjektives Empfinden ist, aber ich denke, dass es eben doch oftmals -ungerechtfertigerweise- bewertet wird. Ich erwische mich ja selbst oft genug dabei, wie ich
über andere z.B. als "Weichei" urteile. Das Problem dabei ist, dass ich unglaublich viel Wert darauf lege, was andere über mich denken...
Zum Thema Schulpsychologin kann ich noch sagen, dass sie sich wirklich professionell verhält und sich nichts anmerken lässt (durfte ich in ein paar Vertretungsstunden schon erfahren). Für mich ist es aber ziemlich schwer ihre Rollen voneinander zu trennen, vielleicht auch weil sie momentan noch die einzige Person ist, die von meinem SvV weiss und deswegen evtl. eine Art Bezugsperson für mich darstellt. Aber da werde ich wohl wirklich mit ihr reden müssen, ich bin ja hoffentlich nicht die einzige von ihren Schülern mit diesem "Problem".

Liebe Grüße
Amaya


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