Do 30. Mär 2017, 15:24
Hallo Paulina,
selbst wenn du jetzt dich als "Gast" fühlst, weil du SvV weit hinter dir gelassen hast, wäre es vielleicht für einen intensiven Austausch hilfreich, du würdest dich anmelden, da es manche User bei uns gibt, die ungern über solche persönlichen Dinge lang und breit im öffentlichen Teil schreiben. Ohnehin sind wir eher ein kleines Forum ...
Es ist bestimmt für einige sehr mutmachend, von dir zu hören, dass es möglich ist, SvV ganz hinter sich zu lassen - toll, dass du das geschafft hast!
PaulinaDK hat geschrieben:Dazu stehen fällt mir wahrscheinlich gerade deswegen so schwer, weil es echt lange her ist. Das fühlt sich oft an als wäre das eine ganz andere Person gewesen die das gemacht hat, ich denke oft das kann nicht ich gewesen sein. Und ich will nicht, dass mich noch jemand für diese Person hält. Aber es gibt auch viele Fragen, von denen ich hoffe, dass die auch Nichtbetroffene aus ihrer Sicht beantworten können.
Ich kann verstehen, dass es sich für dich so anfühlt, als wär das damals gar nicht richtig "du" gewesen. Du hast dich verändert, entwickelt ... und trotzdem gehört auch deine Geschichte und dein SvV zu dir. Ohne wärst du heute nicht die, die du jetzt bist. Es war deine damalige Möglichkeit, mit Dingen umzugehen, die dich belasten - inzwischen hast du andere Möglichkeiten entdeckt, und ganz sicher wärst du eine andere, wenn du nicht durch diese Zeiten gegangen wärst.
Eigentlich könntest du die Narben mit Stolz auf die Paulina, die sich nicht hat unterkriegen lassen, die verletzlich ist und trotzdem fest im Leben steht, tragen. Vermutlich würden einige Leute dich (erst mal) in eine Schublade stecken. Aber wenn sie dich als die erleben, die du bist, können sie dich eigentlich nicht in dieser Schublade lassen (und falls sie es doch tun, sind sie es nicht wert, dass du dir Gedanken um ihre Meinung machen müsstest).
Es würde sogar hilfreich sein, dass nicht betroffene Menschen erleben, dass es nicht auf der einen Seite "die Gesunden" und auf der anderen Seite "die psychisch Kranken" gibt, sondern dass es jeden Menschen auch seelisch einmal umhauen kann, ohne dass das schon eine Voraussage für das weitere Leben ist. Und es könnte ein Hoffnungszeichen sein für die, die noch mittendrin stecken, sowie für deren Angehörige, die oft Angst haben, dass es "nie" aufhören wird ...
Wenn du das Bild, das andere jetzt von dir haben, nicht zerstören willst - ist es denn die wahre, ganze Paulina, oder ist es am Ende nur ein Bild, das du für die Außenwelt erschaffen hast? Natürlich brauchen und schaffen und benutzen wir alle solche Fassaden (und in bestimmten Situationen sind sie hilfreich oder vielleicht auch nötig), aber ich z.B. fühle mich am wohlsten dort, wo ich keine Maske tragen muss und ganz ich selbst sein kann - und wo ich keine Angst haben muss, dass jemand etwas von mir herausfindet, was ich ihm nicht zeigen will.
... wie gesagt, ich würd mich freuen, wenn du dich anmelden würdest, vielleicht ergibt sich dann der Austausch, den du dir erhoffst.
Übrigens: ein Jugendamt, das Leuten die Kinder wegnimmt aufgrund längst verheilter Narben wäre reichlich unprofessionell! Im Forum gibt es auch Frauen, die teilweise noch als Mütter von SvV betroffen waren/sind, ohne dass ihnen je jemand die Kinder weggenommen hätte.
Liebe Grüße,
Nachteule