Ein Kampf, den ich gewinnen werde...

Vor vielen, vielen Jahren war ich hier einmal angemeldet, aber da es so lange her ist, habe ich meinen Usernamen schon lange vergessen und meine damalige E-Mailadresse längst gelöscht. Darum schreibe ich auch im offenen Forum, denn SVV gehört seit Jahren nicht mehr zu meinem Leben. Es ist fast 6 Jahre her, dass ich mich zum letzten Mal selbst verletzt habe, davor habe ich es fast 12 Jahre lang getan.

Ich habe seither mein Leben vollkommen umgekrempelt. Neuer Job, neue Ausbildung, neue Stadt. All das hat mir geholfen, ein halbwegs stabiles Leben zu führen, obwohl ich eine Borderline Persönlichkeitsstörung habe. Ich zeige sogar offen meine Narben an den Armen (die an den Beinen verberge ich meistens, da ich mit älteren Kindern/Jugendlichen arbeite und diese um einiges erschreckender aussehen) und gehe offen mit meiner Vergangenheit um - natürlich an das jeweilige Entwicklungslevel der Jugendlichen angepasst. Meine Schüler/innen sind mir dafür sehr dankbar und im letzten Jahr habe ich sogar einem Mädchen den Mut dazu gegeben, sich selbst Hilfe diesbezüglich zu suchen.

Warum ich hier schreibe, ist, weil ich zum ersten Mal seit Jahren wieder den Drang habe, mich selbst zu verletzen. Es ist so viele Jahre her, dass ich diesen Drang hatte, dass ich fast vergessen habe, wie sich dieser Drang anfühlt. Oft habe ich Monate lang nicht darüber nachgedacht. Allerdings arbeite ich gerade in einer Sommerschule und wir haben eine Küchenkraft, die mich auf einer Ebene fertig macht, dass ich alles, was ich an gutes mit den Kindern/Jugendlichen mache, hinterfrage. Jedes Wort, dass ich zu ihnen sage, jede Handlung, alles Selbstvertrauen, dass ich mir in dem Bereich aufgebaut habe und diese schreckliche Frau schafft es, mich wieder wie das dumme Mädchen fühlen zu lassen, dessen einziger Mechanismus mit Verletzungen umzugehen es ist, sich selbst zu verletzen.

Heute habe ich mich gegen sie auf die Füße gestellt, weil ich nicht mehr dabei zusehen wollte, wie sie mit den Kindern, meinen Kolleginnen und mir umgeht. Daraufhin hat sie mich wieder fertig gemacht, mir gedroht und meine Chefin erpresst, sodass diese schließlich gesagt hat, sie weiß, dass ich im Recht bin, aber wir brauchen sie nunmal und ich soll mich bei ihr entschuldigen. Und jetzt kann ich an nichts anderes denken, als mich zu verletzen. Meine Schultern sind verspannt, meine Gedanken kreisen... alles, was ich denken kann, welche Erleichterung es gerade wäre. SVV hilft sofort. Keiner, der sich einmal selbst verletzt hat, kann dieser Tatsache widersprechen. Aber es wird mir nicht auf lange Sicht helfen. Und darum schreibe ich hier nach langer Zeit einmal wieder, anstatt es zu tun.

Weil ich, in vier Jahren, nicht sagen will, ich habe mich seit vier Jahren nicht mehr verletzt. In vier Jahren will ich sagen, dass ich mich seit zehn Jahren nicht mehr verletzt habe. Ich will die starke Frau sein, die ich meinen Schüler/innen zeige und von der ich hoffe, dass sie sich einige als Vorbild nehmen und nicht das kleine, verletzte Mädchen, von dem ich schon fast dachte, dass es nicht mehr da ist.

Und darum werde ich mich heute nicht verletzen, egal wie gerne ich es in diesem Moment auch tun würde. Denn der Moment wird vorbeigehen. Und das Gefühl, wenn ich morgen aufwache und auf meiner Haut kein neuer | editiert | ist, so viel besser ist, als die kurze Erleichterung, die mir das | editiert | in diesem Moment geben würde.