Er wartet. Auf sich selbst. Im Schatten der Mauer. Der professionelle Lügner. Der professionelle Lügner wartet. Er wartet auf denjenigen mit dem alles begann. Auf denjenigen, dem er damals, vor Jahren die ersten Lügen erzählte. Wunderbare Lügen von einer Welt jenseits der Mauer. Von der Existenz der Mauer. Damals war er noch ungeübt. Seine ersten Lügen waren kantig wie schlecht verarbeitete Steine. Doch sie wurden besser mit jedem Mal. Wenn er eine Lüge häufiger erzählte wurde sie stärker, undurchdringlicher als ein Dornengeflecht. Der professionelle Lügner wurde zum Märchenerzähler. Immer weiter schmückte er seine Unwahrheiten aus, bis irgendwann der Kern der Wahrheit selbst zur Lüge wurde. Doch so gefiel ihm. 'Was will ich mit der Wahrheit?', sagte er oft zu sich selbst. 'Die Wahrheit ist fad und grausam wie die Realät.', die Lügen aber - so war ihm - waren wie die Träume die sein Geist ihm nachts schickte. Aber smit der uZeit wurden seine Träume seltener. Zuerst holte ihn nur die Schwärze jede Nacht. Doch dann vergaß auch diese den professionellen Lügner. Nacht für Nacht saß er auf seinem Bett, auf dem Lügen zu den weichesten Kissen aufgeplustert waren, und wartete auf die Schwärze die er zuvor so gehasst hatte. Irgendwann aber wurde es ihm zu bunt. 'Was brauche ich Schlaf? Was brauche ich Träume? Ich habe immer noch meine Lügen, und mehr brauche ich nicht.', sagte er zu sich, und er begann, sich seine eigenen Träume zu konstruieren und wenn diese ihm zu lebendig wurden, konstruierte er seine eigene Schwärze.