Die Studie ist nun abgeschlossen. Uns erreichte folgende Mail:
Liebes Admin Team von | editiert | Linien,
mit dieser Mail wollen wir Sie über die Ergebnisse unserer Studie über Kaufsucht vor einigen Wochen informieren. Außerdem wollen wir uns nochmals herzlich für Ihre Teilnahme und Mithilfe bedanken. Sie haben damit maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Ergebnisse auf eine gute Datengrundlage stützen und damit die abgeleiteten Aussagen mehr Gewicht bekommen. Daher nochmals vielen Dank. Zwar stand das Thema Kaufsucht im Mittelpunkt unserer Arbeit, dennoch lassen sich aus den Ergebnissen auch wichtige Erkenntnisse über die Borderline Erkrankung ableiten:
1) Borderline und Kaufsucht waren in unserer Studie die Erkrankungen, die am häufigsten zusammen auftreten. Das heißt Menschen, die eine Borderline Erkrankung aufweisen, leiden zusätzlich oft auch unter Kaufsucht (und andersherum). Diese Information ist wichtig, da eine Erkrankung oft "übersehen" wird, aber beide Erkrankungen sich potentiell negativ aufeinander auswirken können. Somit wäre es gut, immer abzuklären, ob bei vorliegen einer Borderline Erkrankung auch eine Kaufsucht vorliegt.Dieses Wissen ist für eine erfolgreiche Behandlung wichtig.
2) Menschen mit Borderline zeigten in unserer Studie keine Leistungseinbußen bezüglich Stimulus Interferenz (siehe Text). Da dieser Faktor bisher noch nicht bei Borderline untersucht wurde, tragen die Ergebnisse dieser Studie dazu bei, die zugrundeliegenden Prozesse über die Entstehung und Aufrechterhaltung auch dieser Erkrankung besser zu verstehen und Therapien entsprechend anzupassen.
Alles Gute und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Arbeit. Mit freundlichen Grüßen
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Liebe Studienteilnehmerin, lieber Studienteilnehmer,
vielen Dank, dass Sie vor einigen Wochen an einem Studienprojekt der Universität Mannheim zum Thema Kaufsucht teilgenommen haben. Mit diesem Schreiben wollen wir Sie über die Ziele und Hintergründe, sowie die Ergebnisse der Studie informieren.
Ziel und Hintergründe der Studie Pathologisches Kaufen bzw. Kaufsucht ist eine häufige Störung in unserer Gesellschaft, die mit sehr schweren Konsequenzen für die Betroffenen einhergeht. Obwohl in letzter Zeit immer mehr Studien veröffentlicht werden, die die negativen Konsequenzen von Kaufsucht betonen, ist Kaufsucht immer noch nicht als Erkrankung/Störung anerkannt. Unter Fachleuten wird diskutiert, ob Kaufsucht den Zwangsstörungen, den Verhaltenssüchten oder den Impulskontrollstörungen zuzuordnen ist. Um eine Entscheidung über die Zuordnung treffen zu können, ist Wissen über Faktoren, die die Entstehung und Aufrechterhaltung begünstigen, notwendig. Dieses Wissen ist für die richtige Diagnose und eine wirksame Behandlung unverzichtbar. Leider wurde bislang noch nicht ausreichend untersucht, was zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Kaufsucht beiträgt, so dass noch nicht genügend Datenmaterial für eine Entscheidung in Bezug auf die Klassifikation zur Verfügung steht. Das Ziel unserer Studie war es, einen Faktor (Stimulus Interferenz), der bei Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen (wie Zwangsstörungen, Süchten, Impulskontrollstörungen) auffällig ist, bei Kaufsucht zu untersuchen und damit einen Beitrag zur Einordnung von Pathologischem Kaufen bzw. Kaufsucht zu leisten. In unserer Untersuchung ging es konkret um die Fähigkeit, sich auf relevante Dinge (sog. Reize) in der Umgebung zu konzentrieren und irrelevante Dinge zu unterdrücken. Dieses Phänomen wird in der Psychologie auch als Stimulus Interferenz bezeichnet. Aufgrund von Ergebnissen aus vergangenen Studien wurde vermutet, dass Menschen mit Kaufsucht Probleme damit haben könnten, irrelevante Reize zu ignorieren. Um diese Vermutung zu untersuchen, wurden zwei Aufgaben zur Messung dieser Fähigkeit ausgewählt. An unserer Studie haben Menschen mit Kaufsucht, Zwangsstörungen und verschiedenen Süchten teilgenommen. Der Vergleich des | editiert | von Menschen mit diesen Erkrankungen in den Aufgaben sollte erste Hinweise für eine Klassifikation von Kaufsucht liefern. Vorgehensweise Insgesamt konnten 222 Teilnehmer/-innen über soziale Netzwerke und Selbsthilfegruppen für die Studie gewonnen werden. Die Studie konnte über einen Link online am Computer durchgeführt werden. Mithilfe von kurzen Fragebögen wurden die verschieden Störungen erfasst. Dabei zeigte sich, dass (je nach Kriterium) 16,7%, bzw. 4,1% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine erhöhte Tendenz zu Kaufsucht aufwiesen. Die Aufgaben die zur Erfassung der Stimulus Interferenz durchgeführt wurden, waren der Stroop Matching Task und der Animal Matching Task. Beim Stroop Matching Task sollte entschieden werden, ob die Bedeutung eines Farbwortes mit der Farbe eines anderen Wortes übereinstimmt, welches selbst ein Farbwort sein konnte. Die Schwierigkeit bestand also darin, die Bedeutung des zweiten Wortes zu ignorieren und sich nur auf die Farbe dieses Wortes zu konzentrieren (siehe Bild, oberer Teil). Beim Animal Matching task war die Aufgabe ähnlich, nur dass entschieden werden musste, ob zwei Tierbilder übereinstimmen. In einigen Durchgängen wurde ein Tiername eingeblendet, der ignoriert werden musste (siehe Bild, unterer Teil). Ergebnisse Im Stroop Matching Task konnten deutliche Leistungseinbußen bei Teilnehmern mit Kaufsucht festgestellt werden. Diese zeigten sich vor allem darin, dass Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit Kaufsucht länger brauchten, um zu einer Entscheidung zu kommen, was auf Schwierigkeiten hindeutet, die irrelevanten Reize in dieser Aufgabe zu ignorieren. Die Effekte im Animal Matching Task sind zwar weniger stark ausgeprägt als im Stroop Matching Task, allerdings zeigte sich auch hier, dass Menschen mit Kaufsucht länger brauchen, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Ein solches Defizit zeigte sich für keine der anderen untersuchten Störungen. Somit scheint dieses Defizit einzigartig für Kaufsucht zu sein und gegen eine Zuordnung zur Sucht oder Zwangsstörung zu sprechen. Somit liefert unsere Studie erste Hinweise auf ein Defizit, das spezifisch für Menschen mit Kaufsucht zu sein scheint. Eine endgültige Entscheidung wäre aber auf der Grundlage nur einer Studie und im Hinblick auf eine Vielzahl anderer Faktoren, die einen Einfluss auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Kaufsucht haben könnten, verfrüht: Es gibt noch viele weitere Faktoren, die in zukünftigen Studien untersucht werden müssen. Ziel unserer Forschungsgruppe ist es, diese Faktoren zu untersuchen, zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen und aus den Ergebnisse, Empfehlungen für die Behandlung von Kaufsucht abzuleiten.
Schlussfolgerungen Aus den Ergebnissen unserer Studie lassen sich bereits erste Hinweise für die Behandlung von Betroffenen ableiten. So könnte zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie, die unter anderem die Fähigkeit trainiert, irrelevante Reize in der Umgebung zu ignorieren, die Symptomatik der Kaufsucht verbessern.
_________________ Wein doch nicht! Tränen fließen des Nachts auf das Kissen, leise schluchzend, keiner solls wissen. Tränen groß und voller Leid, Tränen von unendlicher Traurigkeit. Der Kopf so leer, das Herz so schwer. Und keiner da, der Dir nah und Dich tröstet. Mach die Augen auf! Ich bin doch da und Dir nah. Und ich tröste Dich. Wein doch nicht! (unbekannt)
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